Berufsorientierung. Anke Adebahr im Interview mit der Universität Potsdam.
Was haben Sie studiert? Welche Ausbildung haben Sie gemacht?
- Studium der Wirtschaftswissenschaften,
- Ausbildung zum Systemischen Coach/ Business- und Management Coach,
- Mediatorin und Trainerin
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Nach 20jähriger Konzernkarriere hatte ich Lust auf eine neue Ausrichtung. Dabei sollten meine wirtschaftlichen und sozialen Kernkompetenzen weiterhin die Basis der neuen Aufgabe darstellen. Die Themen, die ich heute abdecke – Coaching, Beratung, Mediation und meine Lehrtätigkeit – bedienen alle das Thema ‚Kommunikation‘ auf Ihre eigene Art und Weise. Das war auch eine meiner wichtigsten ‚Tätigkeiten‘ in der Zeit als Leitende Angestellte. Mit meiner Spezialisierung auf den Wirtschaftssektor bleibe ich auch hier in meinem langjährigen Erfahrungsbereich und bin damit ein Ansprechpartner ‚auf Augenhöhe‘.
Welche drei Sachen haben Sie bei der Arbeit zuletzt erledigt?
- Akquise Gespräche, Angebote und Rechnungen schreiben
- Dokumentation laufender und Vorbereitung anstehender Termine
- eine Coaching-Session umgesetzt
Haben Sie eine Coaching-Couch?
Ich motiviere meine Klienten zu einer ‚körperlich aktiven Teilnahme‘ am Coaching-Prozess.
Viele Coaching-Methoden erfordern sogar Bewegung.
Es ist bei Bedarf natürlich immer möglich, eine entspannte und entlastende körperliche Haltung einzunehmen.
Für welche Bereiche bieten Sie Coachings an?
Im Bereich Unternehmensorganisation und Prozesse sowie
- Business Coaching
- Executive Coaching und
- Konflikt Coaching / (außergerichtliche) Mediation
Wie lange dauert ein Coaching?
Ich biete ein Coaching ab 120 Minuten (Impulscoaching) an.
Die tatsächliche Ausprägung eines Coachings bestimmt der Klient selbst nach seinen eigenen Bedürfnissen.
Coachen Sie sich selbst bzw. kann man sich selbst coachen?
Im Sinne eines strukturierten Coaching Prozesses – nein. Natürlich lebe ich mit Denk-, Frage- und Handlungsmodellen im Kopf, das kann ich ja nicht ausschalten. Ich bin wahrscheinlich sensibilisierter im Sinne von Perspektivenwechsel, Selbstreflexion, Ziele formulieren und im eigenen Veränderungsprozess. Ich würde das eher als ‚selbst managen‘ bezeichnen.
Der Vorteil von Coaching ist ja, dass man einen Sparringspartner hat, mit dem man in einem vertraulichen Bereich über schwierige Themen sprechen kann. Ein Coach führt den/die Coachee strukturiert und zielführend durch den Prozess. Ein Coach vermittelt mit seinen virtuellen Werkzeugen (Kommunikationsmuster) eine nützliche Orientierung, so dass sich der/ die Coachee auf die Zielerreichung fokussieren kann.
Ein kompetenter Coach ist mit seiner Auffassungsgabe in der Lage, die aktuelle Situation zu erkennen und mögliche Ursachen zu analysieren. Es entstehen essenzielle Wirkungsprinzipien, welche in der realen Welt den aktuellen Themen angepasst werden müssen. Er kann auf verschiedene Anforderungen flexibel reagieren. Ein Coach kann als ‚aufmerksamer Zuhörer‘ bis hin zum ‚unbequemen Sparringspartner‘ handeln und Botschaften in Frage stellen.
In eine solch ausgeprägte Interaktion geht man selten mit sich selbst!
Wann ist für Sie ein Coaching erfolgreich?
Ein gelungenes Coaching bewirkt eine spürbare Verbesserung.
Nach einem erfolgreichen Coaching befindet sich der/die Coachee in einem signifikant besseren Zustand, verfügt über ein funktionierendes Konzept zur weiteren Vorgehensweise und hat Zugriff auf die dafür benötigten eigenen Ressourcen. Im Coaching zählen die Resultate!
Die Frage ist: „Wer beurteilt das?“ „Wer nimmt einen Vorher-Nachher-Vergleich vor?“ und „Wie lässt sich Wirksamkeit als Maßstab zur Bewertung messen?“ Entscheidend ist die Sicht des Cochees!
Dies ist zwar eine subjektive Einschätzung, im Laufe der Zeit sollte ein verantwortlicher Manager jedoch in der Lage sein, den Nutzen seiner eingekauften Dienstleistung zu bewerten.
Wird das Coaching durch den Arbeitgeber finanziert, ist auch die Bewertung durch die Vorgesetzen/ die Personalabteilung entscheidend.
In der modernen Welt bestehen kaum mehr eindeutige Parameter. In der Business-Welt bestehen komplexe Anforderungen an verantwortliche Manager, welche zuverlässig quantifiziert werden sollen. Doch wer kann diese unspezifischen Dimensionen wirklich zuverlässig messen, wer will Wertschöpfungs-Bewusstsein, Innovationskraft, Führungsqualität und Teamgeist, Prozesskompetenzen, intrinsische Motivation und kreative Leistung quantifizieren?
Es gilt jedoch auch auf die Nachhaltigkeit zu achten: Die Coaching-Maßnahme hat eine hohe Wirksamkeit, wenn eine langanhaltende Veränderung eintritt, welche auch unter Druck eine Stabilität aufweisen kann und der/ die Cochee nicht in alte Verhaltensmuster zurück fällt.
Eine gute Wirksamkeit lässt sich schlussfolgern, wenn alle Instanzen eine positive Einschätzung abgegeben.
Was fordert Sie an Ihrem Beruf heraus?
Die unterschiedlichen Rollen des Coachs fordern mich heraus.
Eine für mich treffende Umschreibung (vgl. Böning,U./Fritschle,B.,2005):
"(….) Modelle sprechen vom Coach als Denker, Macher und Prozessor, wobei diese Skizzierungen das personenbezogene Spannungsgefüge beschreiben, in dem sich ein Coach bewegt. Der Denker steht für ein kognitiv basiertes, Wahrheit und Wissenschaft verpflichtetes Auftreten. Er bewegt sich in komplexen Milieus und will Dinge analytisch erfassen und beschreibt Prozesse konstruktivistisch bis detailgetreu. Der Prozessor hat eine sozialwissenschaftliche Prägung, legt Wert auf Zwischenmenschlichkeit und Emotion und erfasst die Komplexität der Prozesse intuitiv-ganzheitlich.
Der Macher sucht nach pragmatisch Machbarem, reduziert Komplexität und sucht sichtbare Ergebnisse."
Ihre Tipps für Berufseinsteiger*innen?
Professionelles Coaching ist eine komplexe Dienstleistung, die in ihrer Umsetzung umfangreiche Fähigkeiten verlangt.
Erfolgreiches Coaching erfordert eine souveräne Prozessgestaltung, die nur durch eine sehr gute Ausbildung, gekoppelt mit intensiver Erfahrung und konstruktivem Feedback erworben werden kann.
Wissenschaftliche Untersuchungen zum Coaching zeigen auf, dass eine intensive Beziehung zwischen Coach und Coachee eine unentbehrliche Arbeitsgrundlage ist. Damit ist neben Lebenserfahrung und fachlichem Know-How zu prüfen, inwieweit das Selbstverständnis mit dem Rollen-Modell des Coachings kompatibel ist. Ich empfehle zunächst nebenberuflich eine erfolgreiche Teilnahme an einer seriösen Coaching-Ausbildung, um die notwendige Orientierung zu erhalten.
Und dann gilt: Übung macht den Meister!